Adjektive großschreiben? Das kommt gar nicht so selten vor: Die wichtigsten Regeln im Überblick

Adjektive großschreiben: Mehrere englische Adjektive, darüber eine Lupe und eine Hand, die die Lupe hält

© Gert Altmann │ unsplash.com

Adjektive werden (vom Satzanfang abgesehen) kleingeschrieben. Eigentlich. Denn manchmal beginnen Adjektive auch mitten im Satz mit großen Anfangsbuchstaben. Daher gibt’s in diesem Beitrag einen Überblick: wann Sie Adjektive großschreiben müssen, wann Sie sie großschreiben können – und wie Sie sich merken, wann Sie mit der Großschreibung richtig liegen.

Adjektive großschreiben

Substantivierungen

Substantivierte Adjektive müssen Sie großschreiben. Substantivierungen erkennen Sie an vorangestellten Artikeln, Pronomen, Präpositionen oder unbestimmten Mengenangaben:

  • „aufs Neue“,
  • „das Beste“,
  • „jemandem das Du anbieten“,
  • „ein gewisser Jemand“,
  • „jemandem alles Gute wünschen“,
  • „etwas Besseres“ oder
  • „viel Nützliches“.

Feiertage oder Aktionstage

Die Großschreibung von Adjektiven ist darüber hinaus bei Feiertagen oder besonderen Kalendertagen obligatorisch: bei Formulierungen wie

  • „am Ersten Mai“,
  • „am Heiligen Abend“,
  • „anlässlich des Feiertags Heilige Drei Könige“,
  • „beim über 50 Jahre bestehenden Internationalen Tag des Waldes“ oder
  • „am Welttag des Fairen Handels“.

Eigennamen

Eigennamen gibt es etliche: geografische und historische Namen, künstlerische Epochen oder Namen von Institutionen oder Organisationen. Bei vielen Eigennamen müssen Sie enthaltene Adjektive großschreiben: beispielsweise bei

  • „in der Freien und Hansestadt Hamburg“, „in den Vereinigten Staaten“, „in der Ewigen Stadt“,
  • „die Bayerischen Alpen“, „der Ferne Osten“, „das Rote Meer“,
  • „die Französische Revolution“, „der Erste Weltkrieg“,
  • „die Neue Sachlichkeit“, „die Neue Musik“, „die Alte Musik“,
  • „im Deutschen Naturschutzring“ oder „beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club“.

Zusatztipp: Nicht alle Eigennamen setzen auf großgeschriebene Adjektive – die „Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS)“ zum Beispiel. Im Zweifelsfall hilft Ihnen nur ein Blick ins Internet: im Falle von Institutionen oder Organisationen am besten ins Impressum der hauseigenen Websites.

Eigennamen: Flora und Fauna

Auch etliche Tier- und Pflanzennamen fallen in die Kategorie „Eigennamen“ – und setzen auf Adjektive mit großen Anfangsbuchstaben:

  • „die Echte Katzenminze“, „die Blaue Fächerblume“,
  • „echter Indischer Spinat“, „Rezepte mit Roter Bete“,
  • „mehrere Große Pandas“, „viele Europäische Laubfrösche“.

Zusatztipp: Wenn es Ihnen um konkrete Bezeichnungen aus der Botanik oder aus dem Tierreich geht, sollten Sie zugehörige Adjektive großschreiben. Es kann jedoch sein, dass Sie mit „blau“, „indisch“ oder „groß“ tatsächliche Eigenschaften oder Besonderheiten beschreiben wollen: Dann ist die Kleinschreibung vorteilhafter. Ein simpler Test hilft: Mit kleingeschriebenen Adjektiven liegen Sie richtig,

  • wenn Sie ein Synonym einsetzen könnten: „indischen Spinat ausprobieren“ oder „tropischen Spinat ausprobieren“,
  • wenn Sie das Adjektiv im Grunde gar nicht brauchen: „einen großen Panda sehen“ oder schlicht und einfach „einen Panda sehen“.

Titel und Amtsbezeichnungen

Im Falle von Titeln, Ehren- oder Amtsbezeichnungen werden Adjektive ebenfalls großgeschrieben:

  • „der Heiliger Vater“,
  • „die Königliche Hoheit“,
  • „die Erste Geigerin“ oder „der Erste Solist“,
  • „Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages“,
  • „Johann Saathoff, Parlamentarischer Staatssekretär“,
  • „Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin“.

Zusatztipp: Wenn Sie sich in Ihrem Satz auf eine solche Amtsbezeichnung beziehen oder das Amt in den Vordergrund rücken wollen, schreiben Sie groß:

  • „Als Regierende Bürgermeisterin ist Franziska Giffey …“

Wollen Sie dagegen das Adjektiv als solches betonen, können Sie kleinschreiben – immer dann, wenn Sie auf Adjektive wie „regierend“ verzichten könnten:

  • „Als regierende Bürgermeisterin ist Franziska Giffey …“ oder „Als Berliner Bürgermeisterin ist Franziska Giffey …“

Adjektive großschreiben oder kleinschreiben: Freie Wahl

Ich habe es schon angedeutet: Bei einigen Eigennamen oder bei Amtstiteln können Sie – abhängig von Ihrer angestrebten Aussage – selbst entscheiden, ob Sie Adjektive großschreiben oder nicht. Und auch in anderen Fällen haben Sie die Wahl.

Berufsbezeichnungen

Adjektive innerhalb von Berufsbezeichnungen können Sie groß- oder kleinschreiben. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Berufe wie

  • „der Technischer Direktor“,
  • „die Kaufmännische Direktorin“ oder
  • „der Medizinische Fachangestellte“

großschreiben, konzentrieren Sie sich auf „offizielle“ Berufsnamen und/oder geschäftliche Funktionsbereiche. Schreiben Sie dagegen klein, betonen Sie ganz normale Eigenschaften. Wiederum könnten Sie kleingeschriebene Adjektive weglassen oder Synonyme verwenden:

  • „mit der kaufmännischen Direktorin einen Termin vereinbaren“ oder einfach nur „mit der Direktorin einen Termin vereinbaren“,
  • „als medizinischer Fachangestellter eine Weiterbildung absolvieren“ oder „als augenärztlicher Fachangestellter eine Weiterbildung absolvieren“.

Formulierungen mit neuer Gesamtbedeutung

Manchmal ergeben sich aus Verbindungen von Adjektiven und Substantiven neue Kombinationen: feste Fügungen, die nichts mehr mit der ursprünglichen Bedeutung der jeweiligen Adjektive und Substantive zu tun haben.

Laut Duden können Sie solche Adjektive großschreiben oder kleinschreiben. Leider empfiehlt der Duden in manchen Fällen die Großschreibung – und in anderen Fällen die Kleinschreibung. Unter anderem in folgenden Fällen sollten Sie großschreiben:

  • „die Gelbe Karte“ oder „die Rote Karte“ (alternativ möglich: „die gelbe Karte“ und „die rote Karte“),
  • „der Grüne Punkt“ oder „das Grüne Trikot“ (alternativ: „der grüne Punkt“, „das grüne Trikot“),
  • „das Schwarze Brett“ (alternativ „das schwarze Brett“),
  • „der Letzte Wille“ (ebenfalls: „der letzte Wille“),
  • „die Mittlere Reife“ (ebenfalls „die mittlere Reife“),
  • „die Erste Hilfe“ (oder „die erste Hilfe“).

Umgekehrt empfiehlt der Duden, in diesen Fällen kleinzuschreiben:

  • „der blaue Brief“ (alternativ: „der Blaue Brief“),
  • „ein schwarzes Loch“ (alternativ „ein Schwarzes Loch“),
  • „der grüne Pfeil“ (oder „der Grüne Pfeil“),
  • „der runde Tisch“ (oder „der Runde Tisch“),
  • „die goldene Hochzeit“ (alternativ: „die Goldene Hochzeit“).

Angesichts solcher Inkonsequenzen hilft Ihnen im Grunde nur eines: Legen Sie für sich persönlich fest, ob Sie solche Adjektive großschreiben wollen – oder eben klein. Stellen Sie sich Ihre eigene Rechtschreibregel auf und lassen Sie die Duden-Empfehlungen außer Acht: Dann ersparen Sie sich fortwährendes Nachschlagen.

Adjektive kleinschreiben

Wie gesagt: Adjektive kleinzuschreiben, ist der Normalfall. Dennoch gibt es einige Sonderfälle, in denen Sie kleinschreiben – obwohl Sie Präpositionen und/oder Artikel davorsetzen, was eigentlich für die Großschreibung spricht:

Gesteigerte Adjektive

Wenn Sie Adjektive steigern, bilden Sie den Superlativ mit dem Zusatz „am“: „am besten“, am schönsten“, „am deutlichsten“ und so fort. Obwohl Sie eine Verbindung aus Präposition und Artikel nutzen, müssen Sie kleinschreiben. Das zeigt Ihnen nicht nur die typische Superlativ-Endung „sten“: Sie können

  • „am“ in keinem Fall durch „an dem“ ersetzen und
  • solche Adjektive immer mit „Wie?“ erfragen.

Bezüge auf Substantive oder Pronomen

Geht Ihren Adjektiven ein Substantiv voraus und beziehen Sie sich auf dieses Substantiv, schreiben Sie ebenfalls klein:

  • „Dieses Produkt ist unser erfolgreichstes.“
  • „Dieses Produkt ist unser erfolgreichstes: Es ist das verkaufsstärkste und lukrativste.“
  • „Wir bieten mehrere Produkte an. Das erfolgreichste ist …“

Zusatztipp: Dagegen ist die Großschreibung richtig, wenn Sie ohne Substantive formulieren und kein direkter Bezug zwischen Ihrem Adjektiv und später folgenden Substantiven besteht. Denn hier handelt es sich um eine klassische Substantivierung:

  • „Das Erfolgreichste: Unsere Produkte können schnell, kostengünstig und sicher hergestellt werden.“

Extratipp zum Schluss

Falls Sie Freunden, Kollegen oder Kunden „viel Erfolg im neuen Jahr“ wünschen, schreiben Sie „neu“ (eigentlich) klein. Doch seit Sommer 2017 lässt der Duden auch die Großschreibung zu:

  • „Ein erfolgreiches Neues Jahr“ und „Ein erfolgreiches neues Jahr“,
  • „Ein gesundes Neues Jahr“ und „Ein gesundes neues Jahr“,
  • „Viel Glück im Neuen Jahr“ oder „Viel Glück im neuen Jahr“.

Allerdings empfiehlt der Duden, „neu“ kleinzuschreiben – und ich rate Ihnen das auch: weil Sie wahrscheinlich auch nicht schreiben würden, dass Sie „im Neuen Geschäftsjahr einen spannenden Neuen Auftrag“ an Land gezogen haben.

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